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"samtrot" Wort und KlangAndrea Funk (Sprache) Uli Lessin (Gong) |
Verse voller Leidenschaftvon Guntram Zürn (Leonberger Kreiszeitung 10.06.2003) LEONBERG - Eine sorgsam ausgewählte Folge sinnlicher Poeme rezitierte Andrea Funk am Samstagabend in der Lahrensmühle. Das Programm umfasste Orient und Okzident, beide kamen mit ihren bedeutendsten Dichtern und Mystikern zu Wort. |
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Die poetische Symbiose mit dem Schwerpunkt auf der Liebe tauchte Uli Lessin mit den Klängen seiner asiatischen Gongs in atmosphärische Dichte. Mit beiden Händen strich die Sprecherin sich über Gesicht und Körper, schloss die Augen und begann mit ihrem Vortrag. Sie erzeugte damit eine Rezitationsmaske, die sich nur ab und an durch geringes Neigen des Kopfes oder ihre spärliche Gestik belebte. Diese in sich geschlossene Haltung kontrastierte Andrea Funk mit ihrer keineswegs schwärmerischen, eher flüssig-natürlichen Art, vorzutragen. Sie arbeitete gekonnt mit Zäsuren und Betonungen, und doch lag die eigentliche Kunst in der ruhigen Ausstrahlung dieser Haltung. Sie belebte die Reime, und Uli Lessin unterstützte sie dabei aufs Beste. Er schien mit seinen Filzschlägeln sanft den Klang aus dem Metall seiner neun Gongs zu locken. |
Sonntag - 8. Juni
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"Platero und Ich"ist die Geschichte von den Streifzügen und Erlebnissen des Erzählers mit seinem kleinen Esel Platero durch die andalusische Landschaft rund um das Dorf Moguer. Dabei ist Platero für den Nobelpreisträger Jiménez weit mehr als ein Nutztier: "Du Platero, bist mir immer noch der liebste Alltagsfreund ... Die Frau ist etwas anderes, etwas Unvergleichliches, Du verstehst schon ..." |
Das Mondfunkeln im Brunnenschachtvon Stefan Bolz (Leonberger Kreiszeitung 10.06.2003) LEONBERG – Mit der Sammlung "Platero und ich'' hat Juan Ramón Jiménez seiner andalusischen Heimat rund um das Dorf Moguer ein literarisches Denkmal gesetzt. So prägend war sein Einfluss, dass der Komponist Edouardo Sainz de la Maza die Geschichten von Platero zur Vorlage für eine Gitarrensuite wählte, die zu den bedeutendsten Werken der Gitarrenmusik zählt. |
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Am Pfingstsonntag nahmen der Sprecher Oliver Mannel und die Gitarristin Andrea Klingler ihre rund 40 Zuhörer in der Lahrensmühle mit auf eine literarisch-musikalische Reise unter den weiten Himmel Andalusiens. Der Ort war gut gewählt: Die verwitterten rotbraunen Balken der alten Mühle, das flirrende Sommerlicht vor den Fenstern und das Zwitschern der Vögel in der nahen Glemsaue passten so recht zu dem mediterranen Gefühl, welches Text und Musik zu vermitteln vermochten. |
Sonntag / Montag - 8./9. Juni
Objekte und Skulpturen |
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Gaby Pühmeyer |
Henriette Lempp |
Fledermäuse und der Kreislauf des Lebensvon Günter Scheinpflug (Stuttgarter Zeitung 10.06.2003) LEONBERG. Kultur und das Naturidyll des Leonberger Glemstals haben zahlreiche Besucher der Lahrensmühle an Pfingsten reichlich genossen. Der unverdrossene Denkmalschützer und Besitzer sieht sich bestätigt: "Ein harter Kern hält mir die Stange." |
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... Poetisch anmutend und zum dreitägigen Kulturprogramm passend stellten zwei Künstlerinnen ihre Objekte und Skulpturen in der Scheune des Anwesens aus. Eine nubische Prinzessin empfing den Besucher am Eingangstor. Sie hielt einen Fisch in der Hand, das Symbol für den Kreislauf des Lebens. |
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"Nachtgeschenke" wiederum hat die zweite Künstlerin, Henriette Lempp, auf Lager: faustgroße, kapselförmige Objekte, von denen etwa 400 wie Fledermäuse in einer Ecke der Scheune hängen. Die Tübingerin arbeitet teils mit Porzellan, teils mit Ton und pflegt den schwarzen Humor. Skurril sind ihre Knochen und Skelette, die in das Ambiente der 1350 erstmals urkundlich fixierten Mühle passen. |
Montag - 9. Juni
"Du kennst den Mann nicht”Man kann sie hier alle wiederfinden, die Sprachkünstler des lachenden Herzens mit dem scharfen Auge und die Komponisten des engagiert politischen Liedes oder auch des frivolen heiteren Chansons: Erich Kästner, Bertolt Brecht, Karl Kraus, Kurt Tucholsky und Ingeborg Bachmann sowie Kurt Weill, Hanns Eisler, Friedrich Holländer und Gerhard Rühm. |
Die zwei Seiten einer Medaillevon Iris Voltmann (Leonberger Kreiszeitung 11.06.2003) LEONBERG - Ein Potpourri aus Heiterem und Mahnendem, aus Gefälligem und Querköpfigem hatten die Veranstalter des Kulturpfingsten in der Lahrensmühle versprochen. Das zog das Publikum an. So war die Lahrensmühle am Pfingstmontag zum Abschluss des dreitägigen Kulturfestivals an der Glems bis auf den letzten Winkel besetzt, als die Chansonette Birgit Kindler ihr neues Programm präsentierte. |
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Am Klavier begleitet von Christian Kempa, wählte sie einen heiteren Einstieg mit dem Lied "Der Neandertaler". "Du kennst den Mann nicht" hat sie ihr Programm viel sagend überschrieben. Der Neandertaler, so schien es, muss wohl der bessere Mensch gewesen sein. Er trägt nicht nur einen kleinen Bart als sichtbares männliches Attribut. "Man kann ihn sogar auf dem Schulterblatte kämmen", sang Birgit Kindler, "der kennt kein Rheuma und keine Bandscheibe." Einmal in der Woche müsse man ihm den Lendenschurz waschen und bekäme dann unheimlich viel von ihm zurück. Da musste vor allem das weibliche Publikum schmunzeln. |